Die Bundeskonferenz beschloss am 11. Oktober 2025 in Berlin ein neues Grundsatzprogramm und legt damit zeitgemäße Grundlagen für die künftige Verbandsarbeit fest.

Vor mehr als zehn Jahren, am 22. Dezember 2014 beschloss die Bundeskonferenz in Düsseldorf zuletzt ein Grundsatzprogramm für das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Es sollte erstmalig nach der Reorganisation des Vereins ein verbindliches programmatisches Fundament der Vereinsarbeit legen.

Unmittelbar nach den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum des Reichsbanners wurden erste Überlegungen diskutiert, das Grundsatzprogramm angesichts des starken Wachstums des Vereins und angesichts der Entwicklungen der politischen Ränder in Deutschland an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Das Reichsbanner ist jung. Es wird weiter jünger und größer. Gleichzeitig werden die Herausforderungen komplexer. Der Bedarf an Orientierung steigt. Ein neu und zeitgemäß formuliertes Grundsatzprogramm sollte auf diese Entwicklungen reagieren und eine weitere gesunde und positive Entwicklung des Vereins sicherstellen.

Klausurtagung des Bundesvorstandes

Der Bundesvorstand, in dem auch alle Landesverbände und Regionalgruppen personell vertreten sind, entschied deshalb zunächst, eine moderierte Klausurtagung durchzuführen und gemeinsam eine überzeugende Mission des Verbandes zu erarbeiten. Anfang 2025 wurde ein ganzes Wochenende lang intensiv, streitbar und wertschätzend diskutiert. Am Ende stand eine einvernehmlich formulierte Mission – und ein Plan zu deren Umsetzung. Die im Ergebnis formulierte Mission, die zur Grundlage und Ausgangspunkt des Grundsatzprogramms wurde, lautet:

„Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold hat die Aufgabe, aus unserer Geschichte und der republikanischen Tradition heraus die Liebe zu Deutschland und die Liebe zur Demokratie zu stärken und für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einzutreten.“

Auf dieser Grundlage und unter Berücksichtigung des bisherigen Grundsatzprogramms entwickelte eine Redaktionsgruppe einen ersten Entwurf, der intensiv im Bundesvorstand diskutiert und weiterentwickelt wurde. Schließlich beschloss der Bundesvorstand mit großer Mehrheit eine konsolidierte Fassung, die den Landesverbänden zur weiteren Debatte zur Verfügung gestellt wurde. Auf der Bundeskonferenz am 11. Oktober 2025 in Berlin mündeten diese Debatten in eine abschließende Diskussion mit zahlreichen weiteren Anpassungen. Das Grundsatzprogramm wurde dort schließlich einstimmig beschlossen. Der Beschluss dieses Dokuments legt damit die programmatische Grundlage für die Verbandsaktivitäten aller Gliederungen des Reichsbanners und gilt verbindlich für alle Mitglieder sowie künftige Interessenten.

Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein tieferer Blick auf die wichtigsten Inhalte:

Republikanischen Erklärung

Im Rahmen der dem Grundsatzprogramm vorgeschalteten und nach wie vor unveränderten „Republikanischen Erklärung“ bekennen wir uns zu den „unverhandelbaren Grundsätzen eines parteiübergreifenden, republikanischen Konsenses einer Deutschen Republik mit ihrer freiheitlich-demokratischen Verfassungsordnung und zur Abwehr aller gegen diese Ordnung gerichteter Bestrebungen. Dieser Konsens bildet das Fundament für die Arbeit des Reichsbanners.“ Mitglied unseres Vereins kann nur werden und bleiben, wer sich explizit zu diesem Fundament bekennt. In vier Kapiteln wird dieses Fundament konkret ausgestaltet.

Unsere Tradition

Im ersten Abschnitt „Unsere Tradition“ begründen wir unser aktuelles Engagement aus der langen und wechselhaften Geschichte des Reichsbanners, das in der Weimarer Republik, im Widerstand gegen den Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik Deutschland über 100 Jahre stets auf der richtigen Seite der Geschichte stand: „Auf Grundlage seiner Geschichte und Traditionen, zu denen auch die der ersten deutschen Revolution der Jahre 1848/49 gehören, ist das Reichsbanner wie keine andere Organisation mit Geschichte und Schicksal der demokratischen, parlamentarischen Verfassungsordnung verbunden. Wir sind uns dieser historischen Bedeutung bewusst. Nie wieder werden wir es hinnehmen, dass Demokratie und Freiheit verloren gehen!“

Unsere Mission

Im zentralen Kapitel „Unsere Mission“ entwickeln wir auf deren Grundlage die zentralen Handlungsfelder unserer Vereinsarbeit: Erinnern, Aufklären und Bewahren. Die Erfahrungen aus unserer Geschichte haben gezeigt, dass das bloße Eintreten für ein abstraktes Ideal der Demokratie nicht genügt, sondern eine Gesellschaft auch eine emotionale Bindung braucht. Deshalb sprechen wir in unserer Mission bewusst von Liebe – zu unserem Land und zu unserer Demokratie. Reichsbanner-Kameraden sind Patrioten. Eben weil sie Demokraten sind – und umgekehrt: „Die unbedingte Verknüpfung von Patriotismus und Demokratie grenzt uns klar von extremistischen Akteuren des rechten und linken Randes ab. Sie ist ein weitgehendes Alleinstellungsmerkmal unseres Verbandes, dessen aktive Unterstützung von unseren Mitgliedern erwartet wird.“

Dieser Patriotismus prägt uns und unsere Arbeit. „Jede Form von Nationalismus lehnen wir ab. Wir bekennen uns zu einem positiv verstandenen, wertegebundenen Patriotismus, der die Vaterländer der anderen ebenso achtet wie das eigene Vaterland.“ Unsere Haltung unterscheidet sich deshalb klar vom intellektuellen Hilfskonstrukt eines sogenannten „Verfassungspatriotismus“, das versucht, Demokratie und Deutschland voneinander zu trennen, indem es unsere nationale Identität banalisiert und entemotionalisiert. Wir sind Demokraten, weil wir Patrioten sind. Für uns ist beides untrennbar miteinander verbunden.

Unsere Kommunikation

Im letzten Abschnitt „Unsere Kommunikation“ klären wir unser Verhältnis zu unseren republikanischen Symbolen: „Seit seiner Gründung steht das Reichsbanner dafür, die Bundesfarben Schwarz-Rot-Gold als Farben des freien, demokratischen Deutschlands zu achten, zu propagieren und in Schutz zu nehmen. Der Auftrag des Reichsbanners, die Republik zu schützen und zu verteidigen, hat sich nicht geändert. Geändert haben sich nur die Methoden, nicht aber unsere Ziele und Gegner. Aus diesem Grunde führt das Reichsbanner auch mit Stolz seinen alten Namen sowie seine alten Abzeichen und Symbole, insbesondere den Adler im Strahlenkranz, weiter.“

Wichtig ist für uns auch unsere Vorbildfunktion – als Verband, aber auch im Auftreten jedes einzelnen Kameraden. Hierzu formulieren wir im vierten Abschnitt „Unsere Organisation“: „Wir verhalten uns in der Öffentlichkeit so, dass die Grundwerte unserer Organisation erkannt und respektiert werden.“ Deshalb tragen wir grundsätzlich auch keine historischen oder nachempfundenen Reichsbanner-Uniformen: „Das Reichsbanner definiert sich nicht über Uniformen. Uniformen tragen Institutionen wie Polizei und Bundeswehr. Sie sind Symbole des Gewaltmonopols des demokratischen Staates. Dazu bekennen wir uns.“

Orientierung

Das neue Grundsatzprogramm, entstanden in einem langen, demokratischen Diskurs gibt uns und unseren Mitgliedern Orientierung für die kommende Phase des weiteren Wachstums – und bei den herausfordernden Aufgaben zur Stärkung unserer demokratischen Republik. Wir regen alle Mitglieder zur Lektüre an und empfehlen die Diskussion dazu in allen Gliederungen. Denn das ab sofort gültige Grundsatzprogramm schließt bewusst mit diesen Worten:

„Die in diesem Grundsatzprogramm zusammengefassten Werte und Haltungen sind unverzichtbare Grundlage unserer Arbeit. Das eindeutige Bekenntnis hierzu ist deshalb die Voraussetzung für eine Mitgliedschaft.“