Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V.

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. - Bericht vom Reichsbanner-Workshop am 11. Oktober 2025

17.10.2025

Bericht vom Reichsbanner-Workshop am 11. Oktober 2025

Bericht von Vereinsmitglied Nicolas Schmorleitz

Der Herbstworkshop der Gedenkstätte Deutscher Widerstand stand in diesem Jahr unter dem Titel „‚Schutztruppe der Republik‘ – Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold in Berlin und Brandenburg 1924 bis 1933“.

Am vergangenen Samstag fand abseits der Bundeskonferenz unser jährlicher Workshop mit vielen Kameraden in Berlin statt. Obwohl dieser eindeutig Berliner „Schlagseite“ hatte, fanden sich Kameraden aus allen Landesverbänden in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand ein. Nach der Begrüßung des scheidenden Leiters der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Professor Johannes Tuchel, der seit jeher ein wichtiger Unterstützer des Reichsbanners in der heutigen Form war, folgte der Höhepunkt: Wer wäre geeigneter gewesen, uns über das Reichsbanner in Berlin und Brandenburg zu referieren, als der Berliner Historiker Hans-Rainer Sandvoß, der in diesem Jahr seine Studie über eben jenes beendet hat? Seine mehrjährige Arbeit ließ sich zwar schon aufgrund des Buchumfangs erahnen, wurde jedoch umso deutlicher, je detaillierter Sandvoß über die Schwerpunkte seiner Studie sprach. 

Nachdem er eine geographische Analyse hinsichtlich der regionalen Vertretung des Reichsbanners und der republikanisch gesinnten Arbeiterschaft vorangestellt hatte, vertiefte Sandvoß die Erkenntnisse seiner Studie. Dabei waren durchweg neue, bisher unbekannte Fragen und wenig beachtete Sachverhalte beleuchtet worden, wie z.B. die Frage, wie der sog. Preußenschlag vom 20. Juli 1932 unter den Berliner und Brandenburger Kameraden aufgenommen worden war. Sandvoß hatte dafür von ihm gewonnene Aussagen ehemaliger Reichsbannerleute aus den 1980er-Jahren hinzugezogen. Im Publikum war sofort zu vernehmen, wie präsent die Ereignisse den Zeitzeugen noch waren. Die Wut, Enttäuschung und Hilflosigkeit wurde in den Gesprächen spürbar. Es wurde offenbar, dass sich schon an diesem Tag eine Vorahnung für das, was ab 1933 folgte, breitgemacht hatte.

Aber auch, wie sich die Unterstützung und die alltäglichen Voraussetzungen das Engagement für die Demokratie und gegen den politischen Extremismus regional und städtisch unterschied. Welche Opfer gebracht werden mussten, welche Probleme und Herausforderungen lösbar waren und welche nicht. Herausstach die Milieurivalität zwischen SPD und USPD, sowie die systematische Behinderung und Erschwerung der Reichsbannerarbeit und des demokratischen Selbstschutzes durch Behörden, Agrarwirtschaft und die Justiz. 

Trotz Ungleichbehandlung und repressiver Faktoren in den Behörden, die den Glauben der Reichsbannerkameraden an die gemeinsame Sache hätte erschüttern können, kämpften viele von ihnen mit bescheidenen Mitteln und dafür beachtlichem Erfolg bis tief in die Phase der NS-Diktatur für demokratisch-republikanische Ziele und Ideale. Einige in Hochburgen wie am Nollendorfplatz in Berlin oder im Gebiet der Niederlausitz. Mancherorts fühlte man sich auf verlorenem Posten, wie in ländlichen Gebieten in Brandenburg. Verlassen konnten sie sich in vielen Fällen auf Schutzpolizisten der unteren Ränge, die republikanisch gesinnt waren oder auf aus anderem Beweggrund geneigt waren, die Aktivitäten der Kameraden nicht weiterzuverfolgen oder zu bestrafen.

Im Nachgang gab es eine ausgiebige, lebhafte Fragerunde, für die sich Sandvoß gerne Zeit nahm und auf die er detailliert wie erkenntnisreich antwortete. Der Bundesvorsitzende Dr. Fritz Felgentreu nutzte die Gelegenheit und dankte Professor Johannes Tuchel für seine jahrelange intensive Zusammenarbeit mit dem Reichsbanner und übergab ihm als Zeichen der großen Anerkennung eine gerahmte Aufnahme einer Reichsbanner-Marschformation am Hamburger Hauptbahnhof aus der Zeit der Weimarer Republik. Den Workshop ließen wir wie auch in den letzten Jahren im Wirtshaus Heuberger ausklingen. So fiel der Workshop auch in diesem Jahr rundum gelungen aus.

Impressionen

Bilder: Birte Könnecke

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