Sonderausstellung „Wehrhafte Demokratie“ im Deutschen Bundestag eröffnet
Anlässlich des 100. Gründungstages des Reichsbanners zeigt die Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Deutschen Bundestag die Sonderausstellung „Wehrhafte Demokratie. Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und die Verteidigung der Weimarer Republik“.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eröffnete am 25.09.2024 im Rahmen einer feierlichen Ausstellungseröffnung im Paul-Löbe-Haus die Ausstellung. Sie würdigte dabei das Wirken und die historische Bedeutung des Reichsbanners für die deutsche Geschichte und die heutige Zeit. Bas machte in ihrer Eröffnungsrede deutlich:
Die Soldaten des Ersten Weltkrieges waren keineswegs alle kaisertreu. Nein – gerade das Leid der Soldaten im Krieg führte zu demokratischen Überzeugungen. Die Soldaten im Reichsbanner waren nicht militaristisch, sondern republikanisch gesinnt. […] Das Selbstverständnis war ein defensives, kein aggressives. Selbstverteidigung und Verteidigung der Republik – aber kein Angriff. […] Auch darauf kann das Reichsbanner bis heute stolz sein: Es hat sich immer gegen Antisemitismus und Extremismus positioniert. […] Die Reichsbanner-Mitglieder kannten die SA und ihre Brutalität. Sie sahen die Schrecken des Nationalsozialismus und der Diktatur kommen. Schon vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten hatte das Reichsbanner viele Opfer zu beklagen.
Der Bundesvorsitzende des Reichsbanners Dr. Fritz Felgentreu mahnte „aus den Erfahrungen der Geschichte zu lernen" und forderte ein aktives Engagement für unsere Demokratie. Dazu gehöre auch ein positiverer Umgang mit unseren republikanischen Symbolen. Er forderte die Anwesenden auf:
Überlassen Sie die Farben der Freien Republik nicht ihren Feinden! Lassen Sie nicht zu, dass das Bekenntnis zu Schwarz-Rot-Gold irgendwann als Alleinstellungsmerkmal derjenigen wahrgenommen wird, die die republikanischen Freiheiten einschränken oder abschaffen wollen.
Prof. Dr. Johannes Tuchel, Leiter Gedenkstätte Deutscher Widerstand, führte in die Inhalte der Ausstellung ein. Mit mindestens 1,5 Millionen Mitgliedern war das 1924 gegründete Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold die größte demokratische Organisation der Weimarer Republik. Im Reichsbanner engagierten sich Parteilose sowie Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und der katholischen Zentrumspartei (Zentrum).
Ausgerechnet die Organisation, die die erste deutsche Demokratie verteidigte und mit Leben zu füllen versuchte, spielt in unserer Erinnerungskultur kaum eine Rolle und wurde daher lange Zeit in ihrer politischen Bedeutung unterschätzt. Denn die Weimarer Republik war keineswegs eine „Republik ohne Republikaner“, wie noch immer oft kühn verkündet wird. Wenngleich diese Aussage von ihrer Eingängigkeit profitiert, richtig wird sie dadurch nicht.
Weiter rief Tuchel dazu auf, den 23. Mai, den Tag des Grundgesetzes, zu einem nationalen Feier- bzw. Gedenktag zu erklären. Er sollte so öffentlich gefeiert werden, wie das Reichsbanner einst den Verfassungstag der Weimarer Republik, den 11. August, begangen hatte.
Im anschließenden Podiumsgespräch mit Fritz Felgentreu sowie den Abgeordneten Linda Teuteberg (FDP) und Dr. Volker Ullrich (CDU) wurde die parteiübergreifende Überzeugung des Reichsbanners damals wie heute deutlich. Politische Mitbewerber, die auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen, dürften einander bei allem politischen Streit – der für eine Demokratie konstitutiv ist – nie verächtlich machen oder in die geistige Nachbarschaft von Demokratie-Feinden stellen.
Die mit 200 Gästen und zahlreichen Abgeordneten des Deutschen Bundestages sehr gut besuchte Veranstaltung klang mit einer Führung durch die Ausstellung und einem kleinen Empfang aus. Sie wird nun für vier Wochen zu sehen sein und endet am 18. Oktober 2024.
Informationen
Die Ausstellung wird vom 26. September bis zum 18. Oktober 2024 in der Halle des Paul-Löbe-Hauses gezeigt. Sie kann montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr besucht werden. Öffentliche Führungen können gebucht werden. Weitere Informationen auf der Seite des Bundestages.
Große Bildergalerie
Bericht und Veranstaltungsvideo Ausstellungseröffnung des Bundestages
Bestellung Ausstellungskatalog
Ausstellungskatalog (eng.)
Redemanuskripte Ausstellungseröffnung (PDF)
Begrüßung Bärbel Bas, Präsidentin des Deutschen Bundestages
Grußwort Dr. Fritz Felgentreu, Bundesvorsitzender Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold
Einführung in die Ausstellung Prof. Dr. Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Impressionen
Bilder: Maurice Weiss