CD erschienen: „Freiheit, die ich meine“ – Märsche des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold
In Zusammenarbeit mit dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold hat die Gedenkstätte Deutscher Widerstand eine CD mit historischen Reichsbanner-Märschen herausgegeben. Eingespielt wurden diese durch das Musikkorps der Bundeswehr.
Text in Zusammenarbeit mit Julia Pietsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Vor 100 Jahren wurde in Magdeburg das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold 1924 gegründet. Schnell entwickelte es sich zur größten demokratischen Organisation der Weimarer Republik, die sich unermüdlich für die junge Demokratie, für eine fortschrittliche Entwicklung und für die Achtung der Verfassung von 1919 einsetzte.
Die Aktivitäten der mindestens 1,5 Millionen Republikaner waren von Beginn an mit einem vielfältigen musikalischen Engagement verknüpft. Nicht nur spiegelten die im Reichsbanner gespielten republikanischen Musikstücke – Lieder aus den Traditionen der Arbeiter-, der 1848er- und der Jugendbewegung wie auch Neukompositionen – die Identität der Republikschutzorganisation wider und wirkten gemeinschaftsstiftend. Sie hatten auch eine enorme Außenwirkung: Gespielt von Spielleuten und Reichsbannerkapellen bei Festveranstaltungen, Aufmärschen, Gedenkfeiern, Platzkonzerten, erfreuten sich viele Stücke in den 1920er- und frühen 1930er-Jahren großer Beliebtheit und unterstrichen die freiheitlichen Anliegen des Bundes.
Neueinspielung anlässlich 100 Jahre Reichsbanner
Anlässlich des 100. Gründungsjubiläums des Reichsbanners hat die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Kooperation mit dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. nun eine CD mit historischen Märschen des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold veröffentlicht. 16 heute fast ausnahmslos unbekannte Märsche, von denen nur wenige Schellackplattenaufnahmen überliefert sind, wurden von den Musikern Guido Rennert und Sebastian Middel in neue Arrangements übertragen. Für die Einspielung der Märsche konnte mit dem Musikkorps der Bundeswehr in Siegburg ein renommiertes und im Bereich der Marschmusik ausgewiesenes Blasensemble gewonnen werden.
Die Märsche unterstreichen die Werte und Ideale des Reichsbanners: das Einstehen für Republik und Verfassung. So nehmen mehrere Titel Bezug auf die Farben der Weimarer Demokratie, Schwarz-Rot-Gold, die 1919 das kaiserliche Schwarz-Weiß-Rot abgelöst hatten. Dass das Reichsbanner diese Farben und damit die junge Republik gegen die Angriffe der alten Eliten, der Nationalsozialisten und auch der Kommunisten verteidigte, zeigt eindrucksvoll ein „Schwarz-Rot-Gold“-Flaggenmarsch. Dieser wurde den aus der Kaiserzeit populären nationalistischen „Schwarz-Weiß-Rot“-Flaggenmärschen entgegengesetzt. Ein Lied wie der „Marsch der Eisernen Front“ wiederum – ein Bündnis aus SPD, Gewerkschaften, Reichsbanner und Arbeitersportverbänden zum Kampf gegen den erstarkenden Nationalsozialismus ab 1931 – diente dem geschlossenen Auftreten gegen die Demokratiefeinde unter Adolf Hitler. Er sollte zeigen, dass man der SA und den Nationalsozialisten nicht die Straße überlassen wollte. Enthalten sind auf der CD auch Stücke wie der „Reichsbanner-Marsch Schwarz-Rot-Gold“, der auf der Neuvertonung eines Gedichtes aus der 1848er-Revolutionsbewegung von Ferdinand Freiligrath beruht und zum „Pflichtmarsch“ aller Reichsbannermusiker wurde. Oder das titelgebende „Freiheit, die ich meine“, das als inoffizielle Hymne regelmäßig zu den Verfassungsfeierlichkeiten am 11. August gesungen wurde.
Booklet mit historischen und biografischen Hintergrundinformationen
Ein umfangreiches Booklet informiert nicht nur über diese historischen Hintergründe. Auch die Personen hinter den Märschen werden porträtiert. So stammen vier der Märsche aus der Feder Willy Kuhns, der als Kapellmeister die Orchester des Reichsbannergaues Berlin-Brandenburg mit großem Engagement leitete und darüber hinaus zahlreiche der überlieferten Schallplattenaufnahmen verantwortete. Sein Name ist heute ebenso unbekannt wie beispielsweise der des Sozialdemokraten Max Arensberg, eines im Nationalsozialismus als Jude verfolgten Arztes, der neben seinem Beruf komponierte und republikanische Stücke schuf. Allerdings verliefen nicht alle Lebenswege der Komponisten geradlinig. Während sich einige nach 1933 dem NS-Regime bewusst verweigerten und emigrierten, stellten sich andere allzu schnell in den Dienst der neuen Machthaber.
Die CD würdigt die Kultur einer Freiheits- und Fortschrittsbewegung der 1920er- und frühen 1930er-Jahre. Sie ist Zeugnis des Bestrebens, mit der Weimarer Verfassung die erste parlamentarische Demokratie und damit eine neue soziale Ordnung, ein Gleichheitsversprechen und die Gleichberechtigung zu verteidigen und dies auch auf einer emotionalen Ebene zu verankern. Erhältlich ist die CD für 10,00 EUR bei der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und beim Förderverein des Musikkorps der Bundeswehr oder kostenfrei im Internet (s.u.). Das Album ist zudem auf über 40 Online-Musikplattformen wie Spotify, Apple Music, Deezer, Amazon Music, TikTok und vielen weiteren erhältlich – und damit in nahezu jedem Land der Welt: von den USA bis Japan über Brasilien bis Südafrika.
Danksagung
Großer Dank ist der Gedenkstätte Deutscher Widerstand auszusprechen, die das vereinsseitig initiierte Projekt finanziert und wissenschaftlich umgesetzt hat. Sie hat damit einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, ein Stück vergessen geglaubte deutsche Demokratie- und Musikgeschichte wiederzubeleben. Ebenso zu danken ist dem Förderverein des Musikkorps der Bundeswehr UK e.V. sowie der Deutschen Gesellschaft für Militärmusik e.V. für ihre wertvolle fachliche und organisatorische Unterstützung.
Weitere Informationen
Bestellung der CD
Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Förderverein des Musikkorps der Bundeswehr
Album im Internet (Auswahl)
YouTube (Reichsbanner)
Spotify
Deezer
Apple Music
Amazon Music
Booklet
Download (PDF 2,9 MB)
Impressionen von der Einspielung
Bilder: Andreas Bachmann, Förderverein des Musikkorps der Bundeswehr UK e.V., 2024