Grußwort der Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes Brandenburg
Dr. Regine Hildebrandt
zum 75-jährigem Bestehen des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold
am 24. Februar 1999
75 Jahre Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold – das hat zunächst etwas mit unserer jüngeren Vergangenheit zu tun.
Weimar konnte nie eine stabile Demokratie werden, weil die Zahl der Demokraten, der Bürger, die sich mit der demokratischen Verfassung identifizierten, zu gering war. Das Reichsbanner war damals eine Organisation, in der sich diejenigen zusammenfanden, die den totalitären Bestrebungen von rechts und links Widerstand leisteten – auch nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten.
Die Erinnerung daran lebendig zu halten ist wichtig – auch für unsere Gegenwart. Geschichte ist ja nicht für einen mechanischen Lernprozess geeignet, da sie sich nie in der gleichen Form wiederholt. Es gilt, Bedingungen und Strukturen zu erörtern, die damals zur Entstehung des Faschismus geführt haben. Es gilt, der heutigen Generation vor Augen zu führen, dass die politische Rechte nur gedeihen kann, wenn die Bürger die Freiheit der Gesellschaft und des Einzelnen in ihr nicht zu ihrer Sache machen, sondern beiseitetreten und die Aufgabe „dem Staat“ überantworten.
Es wird in Deutschland kein „1933“ mehr geben, aber die vielen kleineren Verletzungen von Freiheit und Menschenwürde, die Intoleranz – ja der Hass gegen Menschen, die anders denken oder anders aussehen, treten häufig auf. Wir müssen sehr darauf achten, dass sie nicht als „normal“ betrachtet werden.
Erinnerung an die Vergangenheit und Bewahren von Freiheit und Demokratien in der Gegenwart – beides sind gleichermaßen Aufgaben des Reichsbanners.
Dazu wünsche ich Ihnen auch für die Zukunft viel Erfolg.
Dr. Regine Hildebrandt