Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V.

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. - Ein Debattenbeitrag: Politisch-Historische Bildungsarbeit mit Jugendlichen – Chancen und Risiken

16.07.2022
Ein Debattenbeitrag

Politisch-Historische Bildungsarbeit mit Jugendlichen – Chancen und Risiken

von Alexander Baxmann, Mitglied des Bundesvorstandes

Mit dem folgenden Beitrag möchte ich versuchen, Impulse für die Diskussion zu setzen, wie die künftige historisch-politische Bildungsarbeit des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold aussehen könnte. Angereichert wurden meine Gedanken durch die Ergebnisse von drei Online-Veranstaltungen im Jahr 2021 mit dem Thema „Politisch-historische Bildungsarbeit ohne Zeitzeugen – Wie erreichen wir Jugendliche?“ Auf Einladung des Reichsbanners konnte ich mich hierzu mit Professor Johannes Tuchel (Leiter Gedenkstätte Deutscher Widerstand), Professor Christian Wagner (Leiter Stiftung Gedenkstätte Buchenwald) sowie Dr. Edel Sheridan-Quantz und Marian Spode-Lebenheim vom ZeitZentrum Zivilcourage Hannover austauschen.

Die Vereinsarbeit und damit das Selbstverständnis des heutigen Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold fußen auf zwei Säulen: Traditionspflege und Bildungsarbeit. Erstere bildet sicherlich den Kern der heutigen Vereinsarbeit. Es gibt mit Ausnahme der SPD keine Vereinigung in Deutschland, die auf eine so lange glaubhafte republikanische und demokratische Tradition zurückblicken kann, wie das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Die seither bestehende Überparteilichkeit macht das Reichsbanner einzigartig.

Die zweite Säule, die historisch-politische Bildungsarbeit, rückt dabei zunehmend in den Vordergrund der Vereinstätigkeit. Die enge Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand ist ein deutliches Zeugnis dieser allmählichen Verschiebung des Vereinszwecks.

Die einzigartige Kombination aus Vereinstradition und der darauf fußenden sowie dadurch besonders substantiellen historisch-politischen Bildungsarbeit, bietet für das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold eine große Chance an Betätigungs- und Entfaltungsspielräumen. Beispiele wie „Jana aus Kassel“ oder die Querdenkerbewegung in der jüngsten Vergangenheit zeigen jedoch immer wieder, dass eine zu unreflektierte Erinnerungskultur auch Risiken mit sich bringt, insbesondere hinsichtlich des Missbrauchs der Opfer durch Antidemokraten. Denn es muss sich ernsthaft die Frage stellen, was die besagte Querdenkerin „Jana aus Kassel“ bewegte, sich mit keiner geringeren als der Widerstandskämpferin Sophie Scholl zu vergleichen, die 1943 durch das NS-Regime aufgrund ihres Engagements in der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gemeinsam mit ihrem Bruder Hans Scholl hingerichtet wurde. Dies mit einer Instrumentalisierung für die eigenen politischen Anliegen zu erklären, ist das eine. Aber darüber hinaus fehlte ganz offensichtlich die richtige Einordnung von Sophie Scholls Aktionen in den historischen Kontext. Wenn man sich mit Naziopfern identifiziert bzw. glaubt, in einer ähnlichen Situation zu sein, dann bedeutet das auch, dass man die herrschende Gewalt, also den heutigen deutschen Staat, mit den Tätern von damals gleichsetzt. Diese Flucht in die absolute Opferrolle in Form einer „Fehlidentifikation“ lässt die Täterseite völlig außer Acht und führt zu solch verqueren Vergleichen.

Was meint Erinnern?

Was sagt das Reichsbanner selbst zur Thematik Traditionspflege? Auf der Webseite ist zu lesen: „Das Reichsbanner lebt seine Werte und Überzeugungen nach außen wie nach innen. Dies äußert sich in einigen bis heute erhaltenen Traditionen. (…) Zur Traditionspflege gehört auch das Erinnern an historische Ereignisse mit Bedeutung für die deutsche Demokratie-Geschichte.“

„Erinnern“ – ein Wort, welches bei einer, für einen Verband mit einem solchen Namen, überraschend jungen Mitgliederschaft auf den ersten Blick paradox wirkt. Können sich Menschen an etwas „erinnern“, woran sie selbst nicht teilgenommen, was sie selbst nicht erfahren haben? Und wenn nicht, wer kann sich an solche historischen Ereignisse überhaupt noch „erinnern“? Oder meint „Erinnern“ im Kontext der historisch-politischen Bildungsarbeit eigentlich etwas ganz anderes?

Grundsätzlich stellt eine erfolgreiche politisch-historische Bildungsarbeit den Anspruch, eine objektive Wahrheit zu vermitteln. Eine objektive Wahrheit sollte aber keinesfalls nur durch die bloße Weitergabe historischer Fakten ermittelt werden. Vielmehr sollten aus der Wissensvermittlung historischer Ereignisse heraus, Fragen zu aktuellen Entwicklungen konzipiert werden. Aus der puren Faktenvermittlung wird also Problemerkennung und daraus die Möglichkeit, das erkannte Problem zu lösen. Die Faktenvermittlung soll schließlich auch dazu dienen, einschätzen zu können, was tatsächliche Fakten sind, und was Meinungen. Dabei geht es auch um die Frage, wie man Fakten ansprechend und effizient vermitteln kann.

Um dies alles zu erreichen, ist es zunächst erforderlich, die Zielgruppen zu erkennen und ein an diesen Zielgruppen orientiertes, vielfältiges Angebot zu kreieren. Dies wird ohne empathische Zugänge jedoch nicht gelingen. Empathische Zugänge bergen aber auch Risiken. Eine zu sehr auf Empathie fokussierte politische-historische Bildungsarbeit birgt die eingangs beschriebene Gefahr einer Fehlidentifikation mit individuellen Opfern.

Die Rolle von Zeitzeugen

Die naheliegendste Möglichkeit einen solchen empathischen Zugang zu einer objektiven Wahrheit vermitteln zu können besteht vermeintlich in der Befragung derer, die sich selbst tatsächlich erinnern können, da sie selbst mehr oder weniger beteiligt, also „dabei“ waren. Diese Menschen werden allgemein hin als „Zeitzeugen“ bezeichnet.

In den 2000er Jahren entstand das Internetportal www.zeitzeugen-portal.de der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland mit weit über 1.000 Einzelaufnahmen zu den unterschiedlichen Perioden dieses Landes. Ein Versuch, Erinnerungen von denen, die dabei waren, mit Hilfe von Video und Tonband festzuhalten. Die Beiträge sind den jeweiligen geschichtlichen Phasen zugeordnet: Erster Weltkrieg, Weimarer Republik, Nazizeit, Zweiter Weltkrieg, etc. Da es bis weit in die 1980er Jahre nicht die nötige Technik gab, um die persönlichen Erfahrungen der Befragten flächendeckend festzuhalten, sind die heute existierenden Aufnahmen gerade für die Zeiten des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik zahlenmäßig nicht ausreichend, um ein wirklich klares Bild jener Epochen zu erhalten. So konnte ich zum Beispiel auch nach eingehender Recherche keinen einzigen Eintrag zum Reichsbanner finden, immerhin eine der größten Organisationen in Deutschland, die sich jemals für die Republik eingesetzt hat.

Daher muss sich die Frage stellen, welche Funktion Zeitzeugen eigentlich haben und wie man mit historischen Ereignissen umgehen kann bzw. muss. In der Didaktik werden Zeitzeugen häufig als Mittler genutzt, um Nachgeborenen historische Ereignisse auf einer persönlichen Ebene näher zu bringen – das historische Ereignis wird gewissermaßen über einen empathischen Zugang illustriert. Ziel ist dabei also die Identifikation von Schülerinnen und Schülern mit individuellen historischen Schicksalen.

Die Aufgabe sollte es jedoch sein, den Hergang des Geschehnisses viel stärker mit Quellen der Geschichtsschreibung zu ermitteln. Erst dies verschafft jenen gesamthistorischen Kontext, der bei von subjektivem Empfinden nie völlig freien Zeitzeugenvermittlungen unbedingt nötig ist. Findet die wissenschaftsbasierte Vermittlung nur unzureichend statt, besteht die Gefahr, dass die emotionale Identifikation mit dem Vermittelten zu hoch wird und eine objektive Einordnung der Zeitzeugenaussage unmöglich wird.

Zu beobachten ist nach Einschätzung von Professor Johannes Tuchel während eines Reichsbanner-internen Vortrags allerdings, dass diese objektive Einordnung insbesondere bei lebensälteren Zeitzeugen häufig entfällt. Denn die Autorität über die Interpretation historischer Ereignisse wird ihnen hier gerne vollends zugeschrieben, die schlicht von keinem anderen Zeitzeugen oder gar einem nachgeborenen Historiker widerlegt werden könnten. Nicht umsonst heißt es: Der schlimmste Feind des Historikers ist der Zeitzeuge. Aussagen und Berichte von Zeitzeugen können daher in der Gesamtschau nur dem Gewinn eines einzelnen individuellen Eindrucks dienen, keinesfalls jedoch der Suche nach einer omnipotenten Wahrheit.

Andere empathische Zugänge werden insbesondere durch Gedenkstätten ermöglicht. Das Schaudepot zur Geschichte des Reichsbanners in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand zum Beispiel verknüpft Biografien und historische Objekte, um spezifisches Wissen zum Reichsbanner der 1920er Jahre zu vermitteln. Auch private Gedenkstätteninitiativen mit dieser Philosophie werden seit den 1990er Jahren vom Bund gefördert. So beschloss die rot-grüne Koalition 1998 erstmals eine Bundesgedenkstättenkonzeption, nach welcher nicht nur große Gedenkstätten gefördert wurden, sondern auch kleinere. In der Folge entstand ein gut 300 Gedenkstätten umfassendes Gedenkstättennetzwerk, in dem historische Orte der NS-Verbrechen nicht „nur“ Orte der Trauer sein sollen, sondern auch Lernorte, zum Teil sogar mit spezifischen Forschungs- und Bildungsprogrammen. Hieraus entstand in den vergangenen Jahrzehnten eine Gedenkkultur, die sicherlich in der Welt ihres Gleichen sucht, im Ausland auch häufig Bewunderung findet.

Erinnerung und Trauer sind zweierlei

Doch auch wenn es solche Lernorte gibt, wird in der deutschen Gedenkkultur allzu oft „Erinnern“ gleichgesetzt mit Trauer, meist ohne Verständnis der Hintergründe. Professor Christian Wagner, Stiftungsdirektor der Gedenkstätte Buchenwald, beschrieb in seinem Reichsbanner-Vortrag 2021 (s.u.) sein zunehmendes Unbehagen über die ritualisierten, teilweise pathoshaften Beschwörungsformeln im politischen und gesellschaftlichen Diskurs, insbesondere aber auch die fehlerhaften pädagogischen Konzepte. Auch er ist der Ansicht, dass reine Erinnerungsbeschwörungen gerade Jugendliche auf Grund der zeitlichen Distanz überfordern können. Selbst die Großeltern der heutigen Jugendgeneration wurden größtenteils nach dem Zweiten Weltkrieg geboren.

Prof. Wagner ist der Ansicht, dass es daher eben nicht um „erinnern“ gehen sollte, sondern darum, sich kritisch mit der Geschichte auseinanderzusetzen und Geschehnisse historisch einzuordnen. Eine auf Erinnerung fokussierte Gedenkkultur, die häufig in blinde, also unreflektierte, Trauer mündet, führt dazu, dass unterschiedliche Geschehnisse fälschlicher Weise gleichgesetzt und die Bandbreite der historischen Ereignisse aus dem Blick gerät. So ist zum Beispiel der 27. Januar seit dem Jahr 1996 ein bundesweiter „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“. Der Tag wird, bezogen auf den 27. Januar 1945, als die Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreite, dennoch gemeinhin als „Holocaustgedenktag“ bezeichnet. Diese erklärbare begriffliche Vereinfachung birgt aber auch die Gefahr, dass über den Holocaust als fürchterlichstes Naziverbrechen andere Opfergruppen wie Homosexuelle, Sinti und Roma und andere in Vergessenheit geraten.

Im Mittelpunkt des Gedenkens und somit der Würdigung stehen häufig die Opfer der Nationalsozialisten. Doch was ist mit denen, die auch bereits vor 1933 offensiv für die Demokratie gekämpft haben? Die Machtübernahme Hitlers und der NSDAP war kein Prozess über Nacht. Schon über ein Jahrzehnt vor der, wohlgemerkt, legalen Machtübernahme Hitlers, gab es viele, die sich für Demokratie und Freiheit eingesetzt haben und dabei ihr Leben verloren. Die meisten dieser Opfer spielen heute kaum eine Rolle in der Gedenkkultur. Walter Rathenau ist sicher eine Ausnahme, rückte er nach der politisch motivierten Ermordung von Walther Lübcke doch wieder in das gesellschaftliche Gedächtnis. Die Perspektive muss also erweitert werden. Historisch-politische Bildungsarbeit, darf sich hierbei aber nicht mit reiner Gedenkarbeit verwechseln und muss sich auch sehr viel stärker mit den Antagonisten beschäftigen. Denn ohne Einordnung der Hintergründe, zum Beispiel durch wen jemand zum Opfer wurde, steigt auch in der Bildungsarbeit das Risiko einer zum Teil missbräuchlichen Fehlidentifikation.

Jeder kennt Anne Frank oder Sophie Scholl. Wilhelm Heese oder Willi Großkopf, um beispielhaft nur zwei der zahlreichen Reichsbanner-Kameraden zu nennen, die ihr Leben im Kampf für die Demokratie ließen, sind dagegen kaum und wenn überhaupt nur regional bekannt. Professor Wagner spricht angesichts dessen von „Wohlfühlerinnerungskultur“ und nennt als Beispiel einer solchen völlig verqueren Opferidentifizierung die bereits erwähnte „Jana aus Kassel“ oder die sogenannten Querdenker. Er fasst in seinem Vortrag daher drei Ziele und Methoden für eine erfolgreiche Gedenkstättenarbeit zusammen: Zum einen ein „Historisches Urteilsvermögen als Vermittlungsziel“, zweitens einen „Aktualitätsbezug und eine Handlungsorientierung“ und drittens die „Rekontextualisierung und Exemplarität“.

Daraus sind grundsätzlich auch Ziele und Methoden für eine gute historisch-politische Bildungsarbeit für Jugendliche ableitbar. Diese sollte beispielsweise viel eher auf die direkte geographische und aktuelle Umgebung der Jugendlichen eingehen, indem aus der konkreten regionalen Geschichte heraus aufgezeigt wird, wie und warum die Gesellschaft im Nationalsozialismus funktionierte, wie und warum die Weimarer Republik letztlich den antidemokratischen Bestrebungen von Teilen der Weimarer Gesellschaft zum Opfer fielen, oder wie und warum ein Unrechtsstaat wie die DDR über 40 Jahre die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger nach 12-jähriger Naziherrschaft weiterhin so gravierend einschränken konnte, dass eine Mauer, die ein ganzes Land fast 30 Jahre teilte, Realität gewordenes Sinnbild dafür geworden ist.

Regionalität als wichtiges Instrument

Ein konkretes Beispiel, wie eine solche regionale historisch-politische Bildungsarbeit aussehen kann, zeigt das ZeitZentrum Zivilcourage (ZZZ) in Hannover. Das ZZZ ist ein Ort zur Befähigung junger Leute, sich aktiv mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Dafür werden zwei Zugänge wissenschaftlich aufbereitet: Der erste Zugang besteht aus 45 Biografien von Täterinnen und Tätern, Opfern, Mitläuferinnen und Mitläufern, Profiteurinnen und Profiteuren, sowie Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern.

Der zweite Zugang ist topographischer Natur: Den Jugendlichen werden über historische Informationen zur Biografie mittels Audiodateien und Bildquellen wichtige Lebensstationen der einzelnen Person auf einer aktuellen Stadtkarte präsentiert und mit Karten aus dem Kaiserreich, der Weimarer Republik sowie der Nazizeit verglichen. Wichtige Lebensstationen sind jedoch nicht nur individuelle Orte, Lebensstationen implizieren auch historische Geschehnisse.

Herschel (Hermann) Grünspahn ist zum Beispiel eine jener 42 Personen, mit denen sich die Kinder und Jugendlichen beschäftigen können. Grünspahn lieferte letztlich den Vorwand der Nazis zur Reichsprogromnacht, als er in der deutschen Botschaft in Paris den Botschaftsmitarbeiter Ernst vom Rath erschoss. So wird den Besucherinnen und Besuchern deutlich gemacht, wie die Aneinanderreihung kleinerer individueller Geschehnisse zu historischen Ereignissen führen können. Die Jugendlichen verarbeiten im ZZZ eine historische Biografie kognitiv und narrativ mit Hilfe von Objektbiografien – Gegenstände, die die Biografie nacherzählen. Im Ergebnis erzählen Jugendliche die Geschichte mit eigenen Worten nach und reproduzieren nicht einfach nur Vorhandenes, gleichzeitig wird so Überidentifikation mit einzelnen Opfern vermieden.

Regionale Reichsbanner-Geschichte als Vehikel

Zur Ausgangsfrage zurück: Wie kann nun eine erfolgreiche historisch-politische Bildungsarbeit für das Reichsbanner aussehen?

Eine erfolgreiche historisch-politische Bildungsarbeit aus Sicht des Reichsbanners sollte sich nicht auf das historische Reichsbanner als Organisation beschränken, sondern Rückschlüsse für die Gegenwart integrieren. Dabei erfüllt das Weimarer Reichsbanner die wesentliche Bedingung, um aus heutiger Sicht erfolgreiche historisch-politische Bildungsarbeit leisten zu können: Es war eine Flächenorganisation, die aufgrund der Gau-, Regional- und Lokalstruktur einen starken territorialen Charakter aufwies. Dank der Arbeit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und der Zusammenarbeit mit dem Verband werden wir zukünftig über eine immer umfangreichere, detailliertere Kenntnis historischer regionaler Reichsbannerstrukturen und -Biografien verfügen können. Dies können und sollten wir nutzen, um entsprechende Angebote und empathische Zugänge vor Ort zu schaffen.

Gleichzeitig stellt die starke Regionalität zukünftig auch eine Herausforderung dar, bedarf es doch eines starken Engagements der örtlichen Mitglieder. Regionale Veranstaltungen sind ein erster, wichtiger Schritt. Schon heute sind solche lokalen Veranstaltungen, wie Gedenkveranstaltungen an ermordete Reichsbannerkameraden wie Erich Schulz, Wilhelm Heese und Willi Großkopf oder Julius Leber kein Selbstzweck, sondern dienen auch der Mitgliedervernetzung und der Gewinnung von möglichen Neumitgliedern vor Ort. Dies sollte auch zukünftig in die Strategie einer historisch-politischen Bildungsarbeit einfließen.

Durch ein immer größer werdendes Netzwerk kann folglich auch der Austausch mit Institutionen wie dem ZZZ in Hannover intensiviert werden. So kann das historische Reichsbanner vor Ort mit Hilfe solcher Institutionen in einen gesamthistorischen regionalen Kontext gesetzt werden, wodurch ausgerechnet die Reichsbanner-Geschichte einen erheblichen Beitrag dazu leistet, Schülerinnen und Schülern ein grundlegend besseres Verständnis der Weimarer Republik und somit auch von der Zerbrechlichkeit einer Demokratie zu vermitteln.

Und dies ist seit Gründung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold der Auftrag des Verbandes: Die Vermittlung demokratischen Gedankengutes und was jede Bürgerin und jeder Bürger tun muss, damit eine Demokratie bestehen bleibt. Die Grundlagen sind in jedem Ort in Deutschland vorhanden, sie müssen nur genutzt werden.

Reichsbanner-Bildungsarbeit in Bildern

Videomitschnitte der Vorträge auf YouTube

zurück