Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V.

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. - Wilhelm Leuschner – erfolgreiche Theateraufführung und Podiumsdiskussion

07.11.2022  • 
Landesverband Hessen
Neue Formen der Erinnerungskultur

Wilhelm Leuschner – erfolgreiche Theateraufführung und Podiumsdiskussion

Am 29. September veranstaltete der Landesverband Hessen in Darmstadt einen Abend zu Wilhelm Leuschner und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob neue Formen der Erinnerung an diese Zeit notwendig sind und welche Möglichkeiten die Digitalisierung dabei eröffnet.

Tag und Ort waren bewusst gewählt: Wilhelm Leuschner, geboren 1890, kam nach dem Ersten Weltkrieg nach Darmstadt. Er war Gewerkschafter, SPD-Abgeordneter im Hessischen Landtag und hessischer Innenminister. Bereits im Jahr der Gründung des Reichsbanners 1924 wurde Leuschner Mitglied und schließlich in seinen Reichsausschuss, ein hochkarätig besetztes Beratungsgremium, berufen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor er sein Ministeramt. Als Brückenbauer zwischen sozialen und politischen Milieus knüpfte er wichtige Netzwerke des Widerstandes. Nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler wurde er verhaftet und am 29. September 1944 hingerichtet.

In ihrem Grußwort verwies die stellvertretende Bundesvorsitzende, Diana Bäse, auf die Rolle des Reichsbanners bis zu seinem Verbot 1933 als überparteiliches Bündnis zum Schutz der Republik. Seit seiner Neugründung 1953, ist politische Bildungsarbeit im Dienst einer demokratischen Gesellschaft ein Schwerpunkt der Arbeit. Dabei veränderten sich Aufklärung und Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Diktatur durch immer weniger Zeitzeugen, was Fragen nach neuen Formen der Erinnerung und Auseinandersetzung nach sich zögen.

Wie das geschehen könne, sollte anschließend das Stück „Die Vermessung der Demokratie“ zeigen – Jan Uplegger (Schauspieler), Yumiko Tsubaki (Violine), Maria Hinze (Piano). Als dokumentarisches Theaterstück zeigt es auf Grundlage von Originaldokumenten aus Leuschners Nachlass die Persönlichkeit eines entschlossenen Politikers und Widerstandskämpfers, aber auch eines Menschen mit Zweifeln an der Zukunft und Ängsten um die Menschen, die ihm nahestanden.

Ausgehend von den Eindrücken, die die Aufführung hinterließ, diskutierte im Anschluss ein Podium Zukunft und Formen der Erinnerung. Zu Wort kamen dabei Dr. Ludger Fittkau (Journalist und Leuschner-Experte), Diana Bäse (Reichsbanner), Melina Voss (Creative Producerin @ichbinsophiescholl), Bijan Kaffenberger (Mitglied des Hessischen Landtags und digitalpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion), Zilan Gürbüz sowie Paul Jährling (Schulprojekt „Mein Leuschner“). Erinnerung sei vor allem eine persönliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Sie kann durch Gedenkstätten an Orten von Ereignissen, mit den neuen Mitteln sozialer Medien oder ausgehend von historischen Objekten und Dokumenten im Rahmen von Schulprojekten stattfinden. Alte und neue Formen schlössen sich nicht aus. Im besten Fall ergänzten sie sich.

Ein Ergebnis des Abends ist, die Auseinandersetzung in Hessen mit Leuschner fortzusetzen. Der Landesverband Hessen wird die analoge wie auch digitale Erinnerungsarbeit zu Wilhelm Leuschner weiter vorantreiben. Dabei muss versucht werden, zusammen mit der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Deutschen Gewerkschaftsbund, einen Ort der Erinnerung an Wilhelm Leuschner zu schaffen.

Kooperationspartner der Veranstaltungen waren das Hessischen Staatsarchiv Darmstadt und Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. Unterstützt wurde die Veranstaltung durch die Hessische Landeszentrale für politische Bildung – ihnen ist für die kompetente und zielgerichtete Zusammenarbeit zu danken.