„Für Freiheit und Republik“ – Ausstellungseröffnung in Braunschweig
In der Stadtbibliothek Braunschweig wurde am 9. August eine Ausstellung zur Geschichte des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold zur Zeit der Weimarer Republik eröffnet. Das in ein mehrwöchiges Rahmenprogramm eingebettete Projekt, zu dem Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum die Schirmherrschaft übernommen hat, wurde von Siegfried Rackwitz, Gundolf Algermissen und Rudolf Fricke organisiert.
von Ralf Hermes und Rudolf Fricke
Rund 50 interessierte Menschen waren der Einladung gefolgt, darunter Braunschweigs Ehrenbürger Gerhard Glogowski, Mitglieder des niedersächsischen Landtages, des Rates der Stadt Braunschweig sowie Polizeibeamte aus Hannover, Goslar und Braunschweig. Siegfried Rackwitz gab in seiner Begrüßung einen kurz gefassten Überflug über die Geschichte des vor 100 Jahren in Magdeburg als Bündnis der Demokraten gegründeten Vereins Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Rackwitz betonte dabei, dass die Männer im Reichsbanner politisch durchaus unterschiedlicher Meinung gewesen waren. Sie einte aber das Einstehen für die parlamentarische Demokratie und die Grundwerte von Freiheit und Gerechtigkeit. Wie ein Appell klingend fügte er noch an, dass sich mit Blick auf aktuelle politische Entwicklungen die heutigen Mitglieder der demokratischen Parteien darauf besinnen sollten.
Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum erinnerte in seinem Grußwort, dass Demokratien immer langsam sterben. Es waren keine naturgegebenen Entwicklungen, wenn Demokratien untergegangen sind. Das zu verhindern bedarf es engagierter Menschen, nicht nur in staatlichen Organisationen, sondern insbesondere einer wachen Zivilgesellschaft. Auch in der Weimarer Republik gab es Stellen, an denen andere Entscheidungen möglich gewesen wären. Man müsse wieder mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung bringen, dass 80 % für viele viel mehr sei als 100 % für einen. Der Kompromiss und die Demokratie haben in den letzten 80 Jahren auf unserem Kontinent mehr Wohlstand, Frieden und Freiheit gebracht, als jemals zuvor in unserer Geschichte. Der Satz „Nie wieder ist jetzt“ sei beständig mit Leben zu füllen und es erfülle ihn mit Hoffnung und Zuversicht, wenn wie zuletzt am 24. Mai tausende von Braunschweigerinnen und Braunschweigern auf dem Schloßplatz gezeigt haben: Wir halten zusammen, wir lassen uns nicht spalten! Im Sinne des Reichsbanners für Schwarz-Rot-Gold, für Demokratie, für Menschenwürde und für den Rechtsstaat. Kornblum dankte den Organisatoren der Ausstellung und den beteiligten Schülerinnen und Schülern des Geschichtsleistungskurses vom Gymnasium Martino Katharineum.
Es folgte eine musikalische Darbietung der Gaussschule. Schülerinnen und Schüler eines Musikkurses hatten extra eine Hymne auf Schwarz-Rot-Gold einstudiert, die 1924 von einem Braunschweiger Mitbegründer des Reichsbanner komponiert worden war.
Die Einführung in die Ausstellung erfolgte durch Wolfgang Kopitsch aus Hamburg, Historiker, ehemaliger Polizeipräsident und profunder Kenner der Reichsbannergeschichte. Aufrüttelnd gemeint, stellte er infrage, ob die heutige Gesellschaft in der Lage ist Widerstand gegen demokratiefeindliche Bestrebungen zu leisten. Die Geschichte der Weimarer Republik und die Ereignisse in Thüringen, Braunschweig und auch Oldenburg im Vorfeld der Machtübernahme Hitlers in Berlin könnten noch heute als Blaupause dienen. Die Geschichte zeige auch das Spannungsfeld in dem die Polizei im demokratischen Staat beim Kampf um die Demokratie steht. Beim sogenannten Preußenschlag, 1932, gab es konkrete Überlegungen, die Preußische Polizei gegen den Staatsstreich der Reichsregierung einzusetzen. Sein Fazit: Flagge zeigen ist auch heute wichtig.
Es folgte ein Grußwort des Polizeiinspektionsleiters der Stadt Braunschweig, Thomas Bodendiek. Als Vertreter der Polizei war ihm wichtig zu betonen, dass die Polizei ein Garant zur Bewahrung der demokratischen Grundordnung sein muss. Bei den derzeit allgegenwärtigen Gefahren für die Demokratie von innen und außen müsse alles dafür getan werden, dass Extremisten und Populisten keinen Nährboden für ihre Angriffe auf unser Staatsgefüge finden. Wenn man sich mit der Geschichte des Reichsbanners auseinandersetzt werde schnell deutlich, dass auch heute jeder Einzelne gefordert ist, Haltung zu zeigen. Schweigen sei keine Alternative.
Gundolf Algermissen, Mitglied im Braunschweiger Organisationsteam, beendete die Eröffnungsveranstaltung mit dem Hinweis auf eine zur Ausstellung erstellte Broschüre. Sie behandele lokales Geschehen rund um das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und widme sich insbesondere den Biografien der Braunschweiger Reichsbanner-Protagonisten Gerhard von Frankenberg und Horst W. Baerensprung. Es folgte noch ein Rundgang durch die Ausstellung.
Das Rahmenprogramm und alle Informationen zur Ausstellung sind über die Internetseite der Stadt Braunschweig abrufbar.