Sammlungsübergabe an die Gedenkstätte Deutscher Widerstand
„Calfactor Cordium – Erwärmer der Herzen“, so übersetzte Johannes Tuchel die Aufschrift auf einem Dokument, das offensichtlich ehemalige Mitgefangene von Theo Baensch für ihn gebastelt hatten: „Ein Herzenswärmer, das war er wirklich!“
Theo Baensch, im Dritten Reich zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, war Kalfaktor im Berliner Gefängnis Lehrter Straße, wo er zum Freund, wenn nicht zum Lebensretter vieler Mitglieder des Widerstandes wurde. Er versorgte sie mit Nachrichten, verteilte Essen und leistete den Gefangenen „in reinster Menschlichkeit“ (so der Widerstandskämpfer Hans Lukaschek 1953) viele andere Hilfsdienste. Als solcher war Baensch ein besonderes Beispiel für „das Eintreten für Gerechtigkeit und Menschlichkeit, und zwar ohne Befehl und oft gegen einen Eid auf Grund des eigenen Gewissens,“ was Ludwig von Hammerstein „das einigende Band für die Männer und Frauen im Widerstand“ nannte.
Baensch überlebte den Krieg, wurde später Referatsleiter Film beim Berliner Senator für Volksbildung und gehörte 1951 zu den Gründervätern der Berlinale. Das Dokument, das ihn als „Calfactor Cordium“ ausweist, gehört – neben Korrespondenzen mit Peter Graf Yorck von Wartenburg oder Andreas Hermes (Reichminister a.D.), zahlreichen private Photographien und Kopien der Akten zu seiner Inhaftierung zu einem umfangreichen Teilnachlaß, den Kamerad Jan Schenkenberger der Gedenkstätte Deutscher Widerstand übergab.
Kamerad Schenkenberger stellte der Gedenkstätte überdies weitere Teile seiner Sammlung zur Verfügung. Darunter findet sich das Fragments eines Taktstocks, der in einem Kieler Musikzug des Reichsbanners verwendet wurde. Ein weiteres, besonderes seltenes Stück ist ein Pokal des Reichskartells „Republik“, der jährlich bei Schützenfesten des Reichskartells im Chemnitzer Umland verliehen wurde und in dessen Fuß die Namen der ausgezeichneten Ortsverbände aufgeführt sind.
„Wir werden diese schönen Stücke wissenschaftlich auswerten und der Öffentlichkeit zugänglich machen“, freute sich Professor Tuchel.
Mehr Informationen zum Schaudepot „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Impressionen
Bilder: Christin Sandow (GDW)