Selbstverständnis
Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. betrachtet seine Arbeit als Weiterführung der Tradition des 1924 zum Schutze der ersten Deutschen Republik und ihrer Weimarer Verfassung gegründeten „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund Deutscher Kriegsteilnehmer und Republikaner e.V.“.
Der Verband wurde am 22. Februar 1924 auf Betreiben der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) zusammen mit der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und der liberalkonservativen Deutschen Zentrumspartei gegründet. Diese drei Parteien, die als „Weimarer Koalition“ bis zuletzt eine wichtige Stütze für die Demokratie der Weimarer Republik waren, reagierten mit diesem Schulterschluss der Demokraten auf die zahlreichen Morde sowie die links- und rechtsextremistischen Putschversuche in den Anfangsjahren der jungen Republik.
Schnell entwickelte sich das Reichsbanner zu einer Massenorganisation mit mehr als drei Millionen Mitgliedern. Neben fünf Reichskanzlern waren bekannte Mitglieder des Reichsbanners u.a. Philip Scheidemann, Otto Wels, Julius Leber, Kurt Schumacher, Fritz Bauer, Paul Löbe und Theodor Heuss. Das Reichsbanner stand stets auf der Seite der Freiheit, der Demokratie und der Republik und stets gegen Nationalsozialisten, Kommunisten und Monarchisten. Diese bekämpften die Republik von Anfang an erbittert und mit allen Mitteln. In diesem Kampf fielen auch viele unserer Kameraden.
Das bei den Nationalsozialisten verhasste Reichsbanner wurde 1933 ebenso zerschlagen wie auch die „Eiserne Front“. Diese war auf Initiative des Reichsbanners zusammen mit der SPD, mehreren Gewerkschaften sowie dem Arbeiter Turn- und Sportbund am 16. Dezember 1931 gegründet worden, um dem Zusammenschluss der antidemokratischen Rechten um NSDAP, DNVP und des Stahlhelms in der „Harzburger Front“ ein Gegengewicht entgegenstellen zu können. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das Eigentum des Reichsbanners eingezogen, seine Mitglieder verfolgt oder ins Exil gedrängt. Mitglieder wie die Sozialdemokraten Theodor Haubach und Julius Leber beteiligten sich am Widerstand um Graf von Stauffenberg gegen Adolf Hitler und fanden noch vor Kriegsende den Tod durch die Willkürjustiz der Nationalsozialisten.
Auf Grund dieser Vergangenheit verbindet das Reichsbanner heute wie keine zweite politische Organisation, Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Auf Grund seiner Demokratie- und Freiheitstraditionen, die bis in das Gründungsjahr 1924 reichen und zudem die erste deutsche Revolution des Jahres 1848 aufnehmen, kann das Reichsbanner bei drohenden Aushöhlungen der demokratischen Verfassungsordnung glaubhaft mahnen. Wir sind uns dieser historischen Bedeutung bewusst und führen die Arbeit fort: „Wehret den Anfängen!“
Den Kampf für die freiheitlich-demokratische Republik und seine Verfassungsordnung führt der Verband seit seiner Wiedergründung am 28. Oktober 1953 mit zivilen und friedlichen Mitteln fort. Seit Gründung der Bundesrepublik liegt das Gewaltmonopol sicher in den Händen eines demokratischen Staates. Das Reichsbanner stützt dieses staatliche Gewaltmonopol. Es ist Grundlage für Rechtsstaatlichkeit und Ordnung.
Das heutige Reichsbanner achtet die wehrhaften Traditionen des Vereins. In Zeiten von Unsicherheit und Gefahr, war es das Reichsbanner, welches Demokratinnen und Demokraten Schutz bot und die Demokratie und die Freiheit der Republik vor den Angriffen der politischen Extremen zu bewahren versuchte. Nie wieder werden wir zulassen, dass Demokratie und Freiheit verloren gehen! Das Reichsbanner bekennt sich zudem zur Bundeswehr als Parlamentsheer der deutschen Demokratie. Aufgabe der Bundeswehr ist es, die Bundesrepublik nach außen zu schützen und zu verteidigen. Das Reichsbanner wirkt daran mit, dass die Bundeswehr von demokratischen Werten getragen wird und dadurch gesellschaftliche Anerkennung und Stärke erhält. Das Reichsbanner bekennt sich außerdem zur Polizei der Länder und des Bundes und zu den verfassungsschützenden Organen als Hüter der verfassungsmäßigen Ordnung nach innen.
Auf Grund des von Anfang an parteiübergreifenden Demokratieverständnisses des Reichsbanners ist der Verein keiner Partei oder Organisation verpflichtet, wenngleich es Traditionen seiner Gründungsparteien aufnimmt. Die Mitglieder des Reichsbanners eint daher die Überzeugung, dass die Demokratie nicht von wenigen, sondern von möglichst allen gelebt und belebt werden muss. Denn Demokratie braucht Demokraten. Die demokratischen Parteien bedürfen bei allem notwendigen Streit, der in einer Demokratie konstitutiv ist, der gegenseitigen Solidarität und haben sich bei der Austragung von Konflikten respektvoll zu behandeln. Nie dürfen sie sich derart bekämpfen, wie dies in der Weimarer Republik geschehen ist. Dies hat den Extremismus erst entscheidend gefördert. Daher ist die Mitarbeit aller Demokratinnen und Demokraten von Nöten.
Alle, die unsere nachfolgenden Grundsätze teilen, rufen wir daher auf, sich an der Arbeit des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. zu beteiligen.