Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V.

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. - Schröder_LM

Grußwort des Direktors des Pommerschen Landesmuseums Greifswald
Dr. Uwe Schröder

zur Ausstellungseröffnung am 16. Januar 2016
im Pommerschen Landesmuseum zu Greifswald

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,

landläufig mag die Meinung entstehen, Museen arbeiten rückwärts gewandt. Das ist – oberflächlich gesehen – richtig. Basis unserer Arbeit ist es, Zeugnisse des Geschehenen zu sammeln, zu erhalten und auszustellen. Beim letztgenannte Punkt, dem Ausstellen, stehen wir Museumsleute stets in einer besonderen Verantwortung, haben wir doch ein Bein in der Geschichte und das andere in der Gegenwart. Durch die Art und Weise unserer Präsentation der Vergangenheit beziehen wir Positionen zu aktuellen gesellschaftlichen Diskursen.

Die Sonderschau zum Wirken des Reichsbanners Schwarz‑Rot‑Gold in Pommern fügt sich in diesem Sinne in die Positionierung des Pommerschen Landesmuseums ein. Wie nötig es ist, an das Wirken dieser demokratischen Schutz- und Kampforganisation hier und heute zu erinnern, zeigten bei der Vorbereitung der Ausstellung die Reaktionen im Umfeld, die zumeist von Unkenntnis, zum Teil auch von Unverständnis geprägt waren. Erst wenn die Hintergründe, Aktivitäten und Ziele des Bundes bekannt wurden, gab es lebhafte Zustimmung.

Die Ortsgruppe Greifswald des Reichsbanners Schwarz‑Rot‑Gold wurde zur Zeit der Weimarer Republik am 27. September 1924 durch Mitglieder der demokratischen Parteien sowie Gewerkschaftern als überparteilicher Schutzbund in Reaktion auf Stahlhelm, SA und den Roten Frontkämpferbund gegründet. Den Verfassungstag 1925 begingen bereits 1200 Teilnehmer, allesamt Anhänger demokratischer Parteien und ehemalige Frontkämpfer des Ersten Weltkrieges. Greifswald wurde zu einem Zentrum aktiver Demokraten in Vorpommern, darunter auch Angehörige der hiesigen Universität wie die Professoren Semrau, Ziegler und Klingmüller.

Das Landesmuseum bereitet derzeit die Dauerausstellung zur Geschichte Pommerns im 20. Jahrhundert vor. In ihr nimmt die Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus breiten Raum ein. Diese Sonderschau zum Wirken des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Pommern, die wir heute gemeinsam eröffnen, soll ein Vorgriff auf die Gesamtschau sein. Unsere Ausstellung soll die Demokraten unserer Zeit mit dem Rückblick auf ihre Geschichte ermutigen, unsere Demokratie, Verfassung und Republik zu schützen und zu stärken und damit radikalen Tendenzen entgegenzutreten – vielleicht auch wieder in einem Ortsverein Greifswald und Landesverband Mecklenburg‑Vorpommern.

Dr. Uwe Schröder